Die deutsche Nationalmannschaft – Bereit für den Titel?

Euphorie und Skepsis

Die überragenden Leistungen von Bayern München und Borussia Dortmund auf internationalem Terrain führten die beiden Bundesligavertreter im Jahr 2013 bis ins Champions-League-Finale. Im Halbfinale kam es zum Aufeinandertreffen mit den spanischen Vorzeigemannschaften Real Madrid und FC Barcelona. Hier traf die unvollendete, weil international titellose deutsche Generation auf den großen Widersacher aus Spanien.

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Den Seriensieger, Angstgegner und Vorbild zugleich, repräsentierten tragende Säulen wie Xavi, Andres Iniesta, Xabi Alonso oder Sergio Ramos. Das Ergebnis ist bekannt: Bayern München demütigte Barcelona mit 4:0 und 3:0 und Borussia Dortmund dominierte die Madrilenen zumindest im Hinspiel, wo es ein 4:1 gab. Es schien, als sei es mit der Vormachtstellung der Spanier vorbei. „Jetzt sind die Deutschen dran“, so die einheilige Meinung angesichts gleichermaßen kraftvoller, versierter und temporeicher Auftritte. Zudem betörte die deutsche Nationalmannschaft das Publikum streckenweise mit attraktivem Offensivfußball. So wuchs die Vorstellung, dass sich dieser Trend bis zur Weltmeisterschaft in Brasilien nahtlos fortsetzen ließe und sich die herausragenden deutschen Spieler endlich mit einem WM-Titel belohnen müssten.

Ein unermesslicher Fundus an Weltstars

Die Euphorie ist im Jahre 2014 großer Skepsis gewichen, zu wechselhaft waren die Leistungen der deutschen Nationalelf in der Folge. Auf einen berauschenden, aber in Sachen Defensivverhalten bedenklichen 5:3-Triumph über Schweden folgte ein glanzloses 1:1 gegen starke Italiener. Beim 1:0 im Testspiel gegen WM-Teilnehmer Chile im März fanden die Leistungsschwankungen des DFB-Teams ihren negativen Höhepunkt. Eine frech und aggressiv aufspielende chilenische Mannschaft führte die Löw-Elf in Stuttgart zeitweise vor. Deutschland war himmelweit von den Glanzleistungen vergangener Tage entfernt. Noch nicht einmal ein Jahr lag zwischen den großen Vereinserfolgen und diesem erstaunlich schwachen Spiel.

Was ist passiert? Zum einen ereilte den DFB großes Verletzungspech. Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Lukas Podolski, Mario Gomez, Sami Khedira – sie alle fielen lange aus. Der Shootingstar der Saison 2012/2013 Ilkay Gündogan laborierte an einer solch hartnäckigen Rückenverletzung, dass er trotz seiner unumstrittenen Spielmacherqualitäten für die Nominierung in den WM-Kader wohl nicht in Frage kommt. Mesut Özil hingegen musste zu Saisonbeginn erfahren, was es heißt, aufs Abstellgleis zu geraten. Bei Real Madrid sah Trainer Carlo Ancelotti nach der Verpflichtung von Gareth Bale keinen Platz mehr für ihn. Özils Leistungen bei Arsenal waren durchwachsen.

Und trotzdem: Deutschland ist mit Außnahme der Außenverteidigerposten auf allen Positionen doppelt überragend besetzt. Zudem standen in der jüngeren Historie vor jeder WM dicke Fragezeichen, die sich wenig später in Wohlgefallen auflösen sollten. Vor der WM 2006 machte Kritik an Teamchef Jürgen Klinsmann die Runde, 2010 witterte so mancher Experte nach dem Ausfall von Michael Ballack eine verheerende Schockstarre. Bleibt das Team von weiteren Verletzungen verschont, ist es auch 2014 zu allem in der Lage. Für Ehrfurcht vor den für die DFB-Elf zuletzt scheinbar unbezwingbaren Italienern und Spaniern darf dann jedoch kein Platz mehr sein. Erst recht nicht nach der Champions League Saison 2012/2014.

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